In Japan wissen die Menschen, wie man mit Dämonen umgeht: Nicht weglaufen. Wenn sie zu quälend und aufdringlich werden, bietet man ihnen auch schon mal eine Tasse Tee an. Diese Erfahrung bringt die bezaubernde Yu (Aya Irizuki) nach Deutschland. Elf Jahre nach »Kirschblüten – Hanami« (2008) stellt die Filmemacherin Doris Dörrie mit »Kirschblüten & Dämonen« erneut eine Verbindung zwischen der japanischen und der deutschen Kultur her. Rudi und Trudi Angermaier sind im ersten Kirschblüten-Film verstorben. Ihr Sohn Karl, einst erfolgreicher Banker in Tokyo, ist nach dem Tod der Eltern zurück in Bayern. Die Figur (zuvor Maximilian Brückner) wurde mit Golo Euler neu besetzt.
Karl haust in einer kleinen Wohnung und betäubt seine Ängste und Einsamkeit mit Alkohol. Bis Yu vor seiner Tür steht. Sie bringt ihn in das verwaiste Elternhaus. Dort durchlebt Karl noch einmal Schreckensszenen seiner Kindheit: vom autoritären Vater als zu weich verachtet, von den Geschwistern gequält und von der Mutter verhätschelt. Auch sein persönlicher Dämon, ein großes schwarzes weichgezeichnetes Wuschelwesen, begleitet Karl.
Die Gespenster der Nazi-Vergangenheit der Großeltern verfolgen die Familie Angermaier – und das gesamte deutsche Volk? – bis in die nächste und übernächste Generation. Karls Bruder ist Mitglied einer populistischen Partei. Aus Protest dagegen lässt sich sein Sohn ein Hakenkreuz auf die Stirn tätowieren. Um seine Dämonen unter Kontrolle zu bringen, lässt Doris Dörrie Karl den harten Weg gehen: grauenhafte Visionen, sein klinischer Tod, eine gespenstische Wiedererweckung durch Yu, den Verlust seines Glieds durch Erfrierung, die Selbsttötung von Yu. Es dauert lange, bis Karl dem Wuschel eine Tasse Tee anbieten kann.
Dieser Film, in dem alles und jedes zum Symbol stilisiert wird, strengt an. Die heitere Melancholie und die unvergesslichen Kirschblüten-Bilder des ersten Teils sucht man hier leider vergeblich. »Kirschblüten & Dämonen« verstört – aber vermutlich will er eben das.